Kapitel 9: Anstecken oder nicht anstecken?
Ich bin jetzt irgendwie enttäuscht. Ich dachte, es passiert jetzt etwas Wunderbares, wenn ich jetzt endlich „rauchfrei“ unterwegs bin. Aber nein, nichts. Ich steige ein und fahre los. Also alles wie immer. Das Einzige, worauf ich wirklich aufpassen muss, ist meine Einstellung. Ich neige im Moment fast dazu, zu viele Strecken mit dem Auto zu fahren. Und nicht nur ich, auch meine Lebensgefährtin. Es kostet nichts und eigentlich schadet es der Umwelt ja auch nicht. Also kann ich jetzt doch ohne schlechtes Gewissen mit dem Auto fahren. Vorher bin ich oft zu Fuß gegangen, aber mit dem Elektroauto…
Dafür kommt irgendwie kein „Ich-muss-das-Auto-jetzt-Testen“-Gefühl auf. Ich fahre ohnehin täglich irgendwohin, warum sollte ich also noch zusätzlich herumfahren?
Eine Sache beschäftigt mich allerdings schon sehr. Die Frage, wann ich das Auto zum Laden anstecken soll. Ich könnte es in der Garage eigentlich immer angesteckt haben. Dann fahre ich immer mit vollem Akku weg. Oder zumindest mit 80% – das hat man ja gesagt bekommen, dass man das so im Auto einstellt. Oder ich stecke es erst bei 20% an, darunter sollte man ja auch nicht kommen. Aber mit 20% kann ich nicht mehr Innsbruck und retour fahren.
Also muss ich früher anstecken, wenn ich – vielleicht auch spontan – weit fahren muss. Oder viel mehr möchte… Können möchte… Rede ich mir ein. Realistisch gesehen: Wann ist das das letzte Mal passiert? Ist das jemals schon passiert? Ich kann mich nicht erinnern. Also doch erst bei 20% einstecken?
Ich probiere also die nächste Zeit herum, und je nachdem, wie ich aufgelegt bin, stecke ich an oder eben nicht. Eine Überlegung hilft mir dann doch weiter. Ich habe das große Glück, dass ich in einem Einfamilienhaus mit einer relativ großzügigen Photovoltaikanlage am Dach wohne. Und diese produziert mehr Strom, als ich im Haus brauche, und auch mehr, als im Speicher Platz ist. Deshalb habe ich mir ja genau die Ladestation angeschafft, die jetzt in meiner Garage hängt. Denn in Kombination mit dem zugehörigen Controller sorgt diese dafür, dass genau der Strom, der sonst an den Netzbetreiber „verschenkt“ wird, in das Auto geladen werden kann.
Also: aussteigen, anstecken und sich über den Gratisstrom im Auto freuen. Kostet ganze 10 Sekunden beim Aussteigen und beim Einsteigen. Ein Manko fällt mir dabei allerdings auf: Die- oder Derjenige, welche oder welcher die Position des Ladeanschlusses zu verantworten hat, hat das noch nie so gemacht. Denn sonst wüsste er oder sie, dass man dafür jedes Mal rund um das Auto herum geht. Praktisch wäre der Anschluss nämlich zwischen der Fahrertüre und der Fondstüre. Dann müsste man sich nur einmal umdrehen, und könnte dann beim Weggehen über das zuvor selbst eingesteckte Kabel stolpern.
Ich habe mir die Ladestation (Wallbox) so montiert, dass sie für dieses Auto (und die allermeisten anderen am Markt aktuell verfügbaren) am praktischsten ist. Also in der Ecke Beifahrerseite – Kofferraum. Und ich versuche konsequent das Auto immer anzustecken. Das funktioniert auch meistens fast automatisch. Und auch dem Akku schadet es nicht - sorgt doch die im Auto integrierte „Intelligenz“ dafür, dass jede Zelle der Batterie gleichmäßig genützt wird.
Nächstes Wochenende geht es nach Südtirol. Ich freue mich schon auf den ersten größeren Ausflug mit meinem E-Mobil. Oder sollte ich lieber nervös sein? Ob alles klappt? Oder muss ich zittern, ob es sich bis zum Hotel ausgeht?