Kapitel 6: Eine Steckdose tuts doch auch, oder?
Über die Frage ist vermutlich schon jeder einmal gestolpert, der in diese Richtung recherchiert hat. Und garantiert hat irgendwo irgendwer geschrieben, dass eine Steckdose vollkommen ausreichend und das Auto über Nacht locker voll sei. Und dann kommt die Rechnung, wie viele Kilometer man am Tag zurücklegt, und wie viele Kilowattstunden das sind und wie lange das dann über die Steckdose mit dem Wunderadapter dauert.
Ja, stimmt schon, rein von der Energie (= Leistung x Zeit) ist das locker ausreichend. ABER.
Laut gängiger Auslegung der Normen ist das Laden eines Fahrzeugs keine "übliche Verwendung" einer Schutzkontaktsteckdose (Schuko-Steckdose, das ist die in Österreich und Deutschland am weitesten verbreitete Steckdose). Und somit wäre das Laden eines Fahrzeugs über die Steckdose schlicht nicht zulässig. Brennt sie also ab (und im worst case Auto und Gebäude noch gleich mit) hat man ein Problem. Und dass es durchaus vorkommt, dass solche Schuko-Steckdosen immer wieder abbrennen oder verschmoren, kann man mittels kurzer Recherche via Dr. Google schnell erkennen. Das ist auch der Grund, warum das Ladekabel für die Steckdose als "Notladekabel" verkauft wird.
Es gibt freilich Industriesteckdosen, die besser sind und die Ladeleistung dauerhaft aushalten ohne zu verschmoren, eine saubere und langfristig sichere Lösung sind sie aber dennoch nicht. Das gilt auch für die "Kraftsteckdosen" (rote CEE 5x16A) und die „Camping-Steckdose“ (blaue CEE 3x16A). Außerdem ist zu bedenken, dass sich die Federverbindungen bei jedem Steckvorgang verändern und sie auch temperaturabhängig sind. Also, nur weil es x-mal gut gegangen ist, heißt das nichts für das nächste Mal.
Wer also sein Auto und seine Wohnung liebt, sollte die Steckdose nur im äußersten Notfall und unter ständiger Kontrolle (Temperatur am Stecker) verwenden.
Und wenn es dann doch einmal sein muss, dann bitte mit möglichst geringer Leistung laden, um jedes Risiko zu minimieren. Je nach Auto und verwendetem Ladekabel gibt es hier unterschiedliche Möglichkeiten – ich empfehle, hier einfach auf das Minimum zu stellen.
Und da es bei normalen Steckdosen - im Gegensatz zu einer Wallbox - keine Verriegelungen gibt, achtet bitte darauf, dass ihr nicht unbeabsichtigt absteckt. Zieht man nämlich den Stecker während des Ladevorgangs beinhart aus der Steckdose, kommt es dort zu einem Lichtbogen, der die Kontakte beeinträchtigt, und dafür sorgen kann, dass die Steckdose schon nach dem ersten Mal eigentlich kaputt ist. Gefährlich daran ist, dass man das von außen nicht sieht und dies nur durch Messungen einer Elektrofachkraft festgestellt werden kann. Daher mein Tipp: immer zuerst bei der Steckdose einstecken, dann beim Auto. Und nach dem Laden umgekehrt – also zuerst beim Auto ausstecken und dann erst bei der Steckdose. Dadurch stellt ihr sicher, dass ihr "lastfrei" seid und kein Lichtbogen entsteht.
Und wie schon im vorherigen Teil festgestellt: Lasst euch beraten und die für euch passende Ladestation von einer echten Fachfrau / einem echten Fachmann installieren. Die findet ihr in Österreich zum Beispiel über die Homepage der E-Marke (https://e-marke.at/e-marke-elektrotechniker-finden -> E-Mobility Experten).
Meine Ladestation ist inzwischen eingetroffen und montiert – und wartet auf ihren ersten Einsatz...