Nein, ich bin kein Hellseher. Und meine Glaskugel, die ich sonst für Zukunftsfragen heranziehe, ist leider noch immer in Reparatur.

Dennoch wage ich hier einen Blick in die Zukunft des Ladens. Hier gibt es enorm viele Ideen. Fangen wir mit einem Szenario an, das mich bereits in einem Vortrag – ich glaube im Jahr 2012 – fasziniert hat:

Jeder (!) Abstellplatz für PKW und LKW ist mit einer Ladestation versehen. Diese Ladestation schließt sich vollautomatisch an das Fahrzeug an, sobald dieses abgestellt wurde (bzw. sobald es sich selbst auf diesen Abstellplatz begeben hat). Das Fahrzeug meldet sich dann auch vollautomatisch im System des Netzbetreibers an. Das intelligente Stromnetz erkennt, wie voll der Akku ist, wie voll er sein soll, wenn das Fahrzeug das nächste Mal benötigt wird und natürlich, wann das sein wird. Dann entscheidet das Stromnetz gemeinsam mit der Intelligenz des Fahrzeuges, was jetzt zu tun ist. Entweder wird das Auto geladen oder entladen. Ganz so, wie es für das Stromnetz gerade passend ist. Aber immer nur so weit, dass bei der Abfahrt ausreichend Energie im Akku ist, dass der Nutzer auch spontan noch Routen ändern kann. Für den Eigentümer des Fahrzeugs bedeutet das, dass er im besten Fall sogar Geld dafür bekommt, dass er das Fahrzeug geparkt hat. Mit etwas Glück sogar, dass der Akku voll ist UND man dafür Geld bekommt – weil gerade so viel Überschussenergie da war, dass die einfach irgendwohin musste. Und da die Fahrzeuge ja eigentlich mehr Zeit stehen als fahren, trägt das zur Stabilisierung des Stromnetzes bei und leistet so einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz.

Das klingt utopisch? Jain. Rein aus (elektro)technischer Sicht ist das heute schon vollkommen problemlos möglich. Alleine es scheitert an regulatorischen und bürokratischen Hindernissen. Und vermutlich kann man auch nicht ganz so schnell so viele Ladestellen aufbauen, wie man dafür benötigen würde. Aber wie gesagt: Theoretisch…

Aber was ist denn nun realistisch in der Zukunft zu erwarten?

Eine – aus meiner Sicht äußerst realistische und wünschenswerte – Entwicklung ist die Idee der „Flatrate“ ähnlich den Mobiltelefontarifen. Hier bezahlt man im Monat einen Betrag X an einen Ladenetzbetreiber. Dafür ist dann eine bestimmte Energiemenge im Heimladenetz inkludiert, also man bezahlt nicht mehr extra für das Laden an diesen zugeordneten Ladestationen, solange man diese Menge nicht überschreitet. Sollte man dann unterwegs auf eine andere Ladestation ausweichen müssen, dann ist entweder ebenfalls eine bestimmte Energiemenge in der Flatrate integriert oder man bezahlt dann eben einen für alle Ladestationen einheitlichen Roamingtarif. Das würde zumindest den Dschungel an Ladekarten und Apps ad absurdum führen. Der aktuelle Tarif meines Fahrzeugherstellers geht schon etwas in diese Richtung, wobei aktuell nur einheitliche Tarife bei allen Ladestationen enthalten sind. Aber immerhin…

Die zweite von mir beobachtete und bereits bei einigen wenigen Ladestellen und Fahrzeugen verwendete Entwicklung betrifft die Authentifizierung: Das Fahrzeug meldet sich beim Anstecken automatisch bei der Ladestation mit dem hinterlegten Tarif an und startet den Ladevorgang. Das ist jedenfalls die von mir noch sehnsüchtiger erwartete Erleichterung – und, wenn ich mich nicht täusche, auch die am frühesten zu erwartende.

Das automatische Anstecken ist auch bereits in Entwicklung. In Graz und Wien werden gerade Taxistände getestet, bei denen das über eine im Boden integrierte Platte passiert. Sehr spannende Idee, wie ich finde. Auch getestet wird drahtloses Laden – allerdings bin ich hier skeptisch, denn die Übertragung durch die Luft muss meinem Verständnis nach einiges an Verluste mit sich bringen. Aber lassen wir uns überraschen.

Spannend finde ich in jedem Fall auch das Verwenden des Autos als Stromspeicher für Zuhause. Aber das schaue ich mir das nächste Mal genauer an.

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  • Datum: 25 November, 2022

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