Der Geburtstag steht an. Also nicht meiner, sondern der meines Stromers. Nicht, dass ich den jetzt irgendwie feiern würden, für eine kleine Zusammenfassung scheint es doch Zeit zu sein.

Knapp zwei Monate vorher kommt eine automatische Mail mit dem Wartungsangebot für mein E-Auto. Zuerst bin ich überrascht: Was soll denn da jetzt gewartet werden? Mir fällt nur die Klimaanlage ein. Aber wenn ich den Preis anschaue, viel mehr können sie da auch nicht anschauen. Das Service kostet nämlich laut diesem Angebot nur knapp ein Viertel dessen, was mich das Service bei meinem Hybrid vorher tatsächlich gekostet hat. Und das war nach ca. 19.000 Kilometer und es war kein Klimaanlagenservice dabei…

Also frage ich nach: Ja, also bei dem Auto ist es so, dass immer abwechselnd ein A-Service und ein B-Service zu machen ist. Was denn nun wirklich gemacht würde, wollte ich wissen. Ja, es werden eben die Bremsen angeschaut. Warum die Bremsen? Ja, weil, das ist bei Elektroautos so eine Sache, die werden ja nur bei einer Notbremsung wirklich gebraucht und da kommt es dann doch hin und wieder vor, dass man gar nicht merkt, dass die eigentlich schon zu rosten beginnen…

Ich war verdutzt. Aber irgendwie war es logisch. Und man merkt es auch, wenn man genau darauf achtet. Normalerweise, wenn man bremst, geht das sehr sanft. Das ist die Motorbremse. Denn bei einem Elektroauto kann der Motor auch mit (fast) der vollen Leistung, mit der er beschleunigt, bremsen. Und dann ist kein mechanischer Abrieb bei den Bremsen notwendig. Nur wenn man ruckartig die Bremse betätigt oder das Auto eine Notsituation zu erkennen glaubt, dann bremst das Auto richtig hart. Ohne Motorbremse.

Mir wurde dann noch weiter erklärt, dass normalerweise erst nach mehreren Jahren wirklich etwas bei den Bremsen zu machen ist, aber angeschaut gehören sie trotzdem. Und die Klimaanlage werde natürlich gewartet. Das ist nämlich der Unterschied zwischen A und B. Es werde beim A-Service nur ein Teil der Filter getauscht, beim B-Service dann alle. Wiederer was gelernt.

Aber wie fällt nun mein Fazit aus? Exakt 22.956 Kilometer zeigt das Odometer am Jahrestag des Stromers an. Es war für meine Verhältnisse also ein schönes Durchschnittsjahr. Und es zeigt, dass alle Statistiken, über die ich im Vorfeld gelesen habe, stimmen dürften. Ohne jetzt exakt mitgezählt zu haben, aber viel mehr als 10 Fahrten waren tatsächlich nicht dabei, bei denen die Reichweite gerne etwas größer sein sollte. Rein ökonomisch und ökologisch betrachtet ist also ein größerer Akku wirklich kein Argument für das eine oder andere Auto. Zumindest nicht in meinem Fall.

Für mich ist es also eindeutig: Ich werde kein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor mehr kaufen.

Klar, ich könnte auch anders argumentieren: Wie viel Zeit habe ich aufgewendet, um an den Ladestellen auf den vollen Akku zu warten, … Diese Lebenszeit gibt mir niemand zurück. Aber ehrlich betrachtet: Es waren in diesem Jahr hochgerechnet 5-6 Stunden, von denen ich die meiste Zeit für andere Dinge, sprich ohnehin erforderliche Pausen genutzt habe. Und wenn man nur Mails checkt und seinen Status auf Social Media aktualisiert… Das macht man ja sonst auch, ohne dass einem diese Zeit als verlorene Zeit vorkommt. Somit kann das eigentlich kein Argument sein.

Das einzige wirkliche Argument sind meines Erachtens die Ladestationen. Nicht deren Zahl, wie vielfach suggeriert wird, sondern deren Auffindbarkeit, deren Handhabung und deren Abrechnung. Jeder Punkt für sich muss in der heutigen Zeit für Kopfschütteln sorgen. Man bekommt manchmal den Eindruck, es sei einfacher auf den Mars zu fliegen als auf der Erde ein vernünftiges Ladesystem zu finden…

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  • Datum: 18 November, 2022

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