Das letzte Märzwochenende. Der Winter ist eigentlich schon zu Ende. Winterreifenpflicht gilt zwar noch, aber bei Temperaturen an die zwanzig Grad ist an Schnee nicht mehr zu denken. Und da wir nun ein verlängertes Wochenende in Wien geplant haben, beschließe ich, vorher noch die Sommerreifen montieren zu lassen.

Das mache ich am Donnerstag morgens und fahre danach gleich nochmals beruflich nach Innsbruck. Und da merke ich schon, dass der Verbrauch wesentlich geringer ist. Zumindest komme ich in Innsbruck mit fast 5% mehr Akkukapazität an, als das Navi berechnet hat. Und das ist in der Hinsicht normal sehr zuverlässig.

Am Vortag der Reise wollte ich eigentlich noch die Route ansehen und mir die Ladestationen überlegen. Denn die Navi-Funktion der App meines Fahrzeugherstellers schickt mich auf zwei Ladestationen. Einmal für 8 Minuten, einmal für 25 Minuten. Und dann komme ich mit 10% Restkapazität in Wien an.

Allerdings schickt mich dieses Navi auch über das große deutsche Eck – eine Strecke, die ich grundsätzlich immer zu vermeiden versuche, da sie mich stresst. Und über das kleine deutsche Eck ist die Strecke 30 Kilometer kürzer und wesentlich effizienter. Und reell zeitlich praktisch ident – auch wenn sämtliche Navis etwas anderes suggerieren.

Da ich aber nach über einer halben Stunde, zahlreichen Websuchen am PC und Versuchen in unzähligen Apps am Smartphone noch immer keinen Schritt weiter bin, lasse ich es bleiben. Unterwegs kann meine Lebensgefährtin ja schauen, wo die Ladestationen meines bevorzugten Ladenetzbetreibers sind. Und vielleicht passen die ja und sonst ist es auch egal. Ich habe mittlerweile so viele Apps registriert und zwei Ladekarten im Auto, dass ich bei fast jedem Ladenetzbetreiber zu halbwegs günstigen Tarifen laden kann.

Freitags geht es dann mittags los. Mit 100% Akkustand versteht sich. Und siehe da: Sobald das Navi im Auto verstanden hat, dass ich nicht mehr umdrehe um über das große deutsche Eck zu fahren, ändern sich auch die Ladestationen. Nämlich von 2 Ladepausen mit 8 und 25 Minuten auf 1 Ladepause mit 23 Minuten.

Einerseits freue ich mich. Denn die Ladestation liegt an einer Raststation nach ungefähr der Fahrtstrecke, nach der wir ohnehin Pause machen wollten. Der Kinder zuliebe.

Andererseits ärgere ich mich. Warum? Weil es weder im Navi meines Fahrzeugs noch in der zugehörigen App die Möglichkeit gibt, eine andere Route anzuführen. Oder eine Voreinstellung zu treffen, dass man mit möglichst wenig Ladepausen ankommen möchte. Oder irgendeiner anderen Einstellung. Das ist für einen sogenannten „Premiumhersteller“ dann doch mehr als enttäuschend.

Auch dass ich in keiner anderen App auf einfache Art und Weise meine Route wählen konnte und mir hier Ladestationen angeboten würden, ärgert mich. Das kann doch eigentlich nicht wahr sein, oder? Ich meine: Wir sprechen von E-Mobilität, einer Technologie, die von sämtlichen digitalen Errungenschaften profitiert. Und das schafft kein Ladenetzbetreiber, kein App-Programmierer, kein Fahrzeughersteller? OK, ein „verrückter Amerikaner“ hat das offensichtlich nicht gewusst und hat es einfach gemacht. Aber ich habe eben leider keines seiner Fahrzeuge…

Aber zurück zum Wesentlichen: Wir haben dann die vorgeschlagene Ladestation angepeilt. Mit ca. 40% Restkapazität sind wir da auch mit mehr als ausreichend Puffer angekommen, aber die Kinder wurden schon unruhig. Manko der Ladestation: Man muss von der Raststation ohne Gehsteig an einer Tankstelle vorbei, ohne Zebrastreifen über eine vielbefahrene Bundesstraße und dann über einen LKW-Parkplatz ins hinterste Eck des Geländes gehen, um sie zu erreichen. Aber wenigstens war bei der Raststation ein Spielplatz – und schönes Wetter.

Nach etwa 20 Minuten bin ich dann wieder zum Auto gegangen – ich wollte die Kinder da nicht nochmals mitnehmen. Der Akku war auf 98% geladen, in Wien sind wir mit 54% Ladestand angekommen. Das ist dann doch sehr entspannt…

Und wie wird das auf der Rückfahrt?

 

[Foto: Christian Kogler]

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  • Datum: 04 November, 2022

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