Der Winter ist nun mittlerweile fast vorbei. Und was hat sich in der Zwischenzeit getan? Nichts. Zumindest nichts, was eine Erzählung hier im Blog wert gewesen wäre.

Meine Alltagsstrecken waren und sind nie ein Problem. Der Verbrauch ist zwar weiter gestiegen, teilweise habe ich nun sogar Strecken jenseits von 30 kWh/100 km, aber der Durchschnittsverbrauch über das gesamte bisherige Fahrzeugleben (immerhin schon über 9 Monate) ist noch immer im Bereich der Herstellerangaben. Und das, obwohl ich auch immer wieder Sprintstrecken bergwärts gefahren bin, oder auf der Autobahn die für Fahrzeuge mit grüner Nummerntafel höheren Höchstgeschwindigkeiten genutzt habe.

Doch diesmal ist eine größere Reise notwendig. Zu einem Kunden ins „ferne“ Osttirol. Im Sommer war das problemlos möglich. Zumindest, wenn der Akku zu 100% voll war. Sollte also im Winter auch machbar sein.

Wäre es auch, wenn denn der Akku wirklich zu 100% voll gewesen wäre. Aber ich habe am Vortag nicht auf 100% hochgestellt, deshalb bin ich nur mit 90% losgefahren.

Und dann komme ich in Lienz an und habe nur noch 44% Restkapazität. Als mittlerweile erfahrener E-Auto-Besitzer schockt mich das jedoch nicht. Vor allem, weil bei meinem Kunden 8 Stück Ladestationen eines regionalen Energieversorgers stehen. Allerdings sehe ich in keiner meiner Apps, dass ich dort laden könnte. Also frage ich meinen Ansprechpartner, mit welcher Karte es dort geht.

Angeblich soll es mit allen „gängigen“ Karten gehen. Und so beschließe ich, zu Mittag mein Auto umzuparken und mein Auto dort zu laden. Allerdings: Dazu müssten sie auch frei sein. Und sie sind nicht alle belegt. Es stehen aber auf allen 8 Ladeplätzen Autos. Und bis auf eines sind es reine Verbrenner, das einzige Elektroauto ist auch nicht angesteckt. Laut meinem Kunden passiert das leider immer wieder, weil die Parkplätze sehr nahe am Eingang zum Werkgelände sind und es keine Sanktionen gibt. Außerdem gab es dort in dem halben Jahr, seit es die Ladestellen gibt, erst eine Handvoll Ladevorgänge. Die Frage ist nur, was ist Henne und was ist Ei?

Egal, auf der Strecke zurück gibt es genügend Lademöglichkeiten. Ich hatte zwar keinen Schnelllader im Kopf, aber da wird sich was finden lassen. Und viel benötige ich ja nicht. Laut meinem Navi müsste ich an einem AC-Lader für knapp 25 Minuten stehen bleiben, um die nötige Energie zu laden. Und weil ich keine Mittagspause gemacht habe, wollte ich mir ohnehin am Weg eine kurze Pause gönnen.

Mir ist dann ein Supermarkt in Mittersill eingefallen. Dort gibt es auch ein kleines Kaffee, in dem ich mir schon öfters eine Kleinigkeit geholt habe. Und die Kette ist bekannt dafür, dass sie bei vielen Märkten bereits eine E-Ladestation hat. Also könnte ich doch dort anstecken, mich für eine halbe Stunde ins Kaffee setzen und meinen Kakao schlürfen und weiter geht’s. Außerdem habe ich dann nicht wie sonst die ganzen Brösel im Auto verteilt, hat ja auch was.

Die Ladestation ist für meinen Geschmack etwas zu versteckt platziert. Man muss durch die gesamte Tiefgarage fahren, bevor man zu ihr kommt. Angeschrieben ist sie überhaupt nicht. Es handelt sich um einen österreichischen Ladestellenbetreiber, der mittlerweile mit einem größeren deutschen Energieversorger eine enge Kooperation eingegangen ist. Also bin ich zuversichtlich, dass es auch funktioniert. Aber ich werde enttäuscht.

Viele verschiedene Fehlermeldungen, beide Ladestecker (Typ 2 Buchse für Wechselstromladen) funktionieren nicht. Also die Hotline anrufen. Ich bin schon fast versucht, wieder aufzulegen, als nach ganzen 2 Minuten (!) sich eine freundliche Stimme meldet. Ob ich denn die Ladekarte aus Ihrem Netz verwenden würde, war die erste Frage. Sie muss nämlich ein Ticket anlegen, damit sie mir weiterhelfen kann. Nachdem ich ihr Mittersill buchstabiert hatte (ich dachte immer, das kennt man in ganz Österreich), hat sie sich durch ein offensichtlich sehr verwirrendes System geklickt. Zumindest machte es auf mich so den Eindruck. Ob ich denn vorhin schon einmal angerufen hätte? Sie sieht nämlich, dass da schon gemeldet wurde, dass es mit der Ladestation Probleme gibt. Sie könne die Ladestation neu starten, aber ob das hilft? Und das dauert ca. 5 Minuten.

Ein Blick auf die Uhr: Mittlerweile habe ich schon fast 20 Minuten Zeit verloren. Und ein Blick auf mein Navi im Auto zeigt mir, dass die vom Auto vorgeschlagene Lademöglichkeit genau 900 Meter von mir entfernt bei einem Autohaus liegt. Also schnell Jause geholt und 900 Meter weiter gerollt. Es war dann dafür ein „Schnelllader“, zu dem ich gekommen bin. OK, 25 kW maximale Ladeleistung über einen CCS-Stecker kann man nicht wirklich als Schnelllader bezeichnen, aber es geht immerhin mehr als doppelt so schnell wie (bei meinem Auto) mit Wechselstrom (AC). Und weitere 20 Minuten später fahre ich dann entspannt nach Hause.

Was bei einer Ladestation Probleme verursachen kann, kann ich mir – als Techniker – noch immer nicht erklären. Aber Verbesserungspotential gibt es offensichtlich genug. Und wenn dann noch die Ladestationen frei gehalten würden…

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  • Datum: 28 Oktober, 2022

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