Ich weiß nicht, ob ich jetzt noch begeisterter von meinem Stromer sein soll als bisher. Oder doch eher enttäuscht. Ja, es geht wieder einmal um die Reichweite. Wobei ich inzwischen eher den Verbrauch ansehe als die Reichweite.

Und wenn ich mir den Verbrauch ansehe, dann war ich bislang mehr als begeistert. Laut Herstellerangaben sollte mein Schwergewicht-SUV zwischen 21,5 und 25,0 Kilowattstunden auf 100 Kilometer verbrauchen. Und mit Sommerreifen lag ich bislang bei 19,8 – im Durchschnitt über knapp 11.000 Kilometer. Ein kleiner Seitenhieb: Wer kennt ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, das er mit einem niedrigeren Verbrauch fährt als angegeben?

Und nun kamen die Winterreifen. Und man hört ja im Allgemeinen, dass dann die Reichweite bei Elektroautos auf die Hälfte einbricht, vor allem wegen der Kälte. Also war ich überzeugt, dass dies auch bei mir so zutreffen wird.

Und tatsächlich stieg der Verbrauch sprunghaft an. Bei extremen Kurzstrecken, wenn die Batterie sehr kalt ist... Irgendwie zu erwarten. So komme ich momentan also auf einen Schnitt von ca. 24,6 kWh/100km. Der Verbrauch liegt daher ungefähr 25% höher als mit Sommerreifen.

Aber Moment: Das ist ja immer noch im Rahmen, den der Hersteller angegeben hat!

Ich bin verblüfft. Und nach einem Rundruf bei befreundeten E-Mobilisten zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Je nach "Sportlichkeit" des Fahrens liegt der durchschnittliche Verbrauch etwas über oder – wie in meinem Fall – knapp unter den Herstellerangaben. Ob also der WLTP-Zyklus, nach dem ja die Herstellerangaben bestimmt werden, besonders günstig für Elektroautos ist oder ich einfach ein so ähnliches Fahrprofil tatsächlich habe, kann ich nicht beurteilen. Eine Studie dazu geht sich auch nicht aus, dazu ist die Fallzahl meines Rundrufs dann doch zu klein.

25% mehr mit Winterreifen ist aber doch nicht ganz ohne. Ich meine, klar, wenn ich meinen alten Verbrenner nehme - 5,8 l/100km Benzin laut WLTP, tatsächlich im Sommer bei 6,5 l/100km und Winter bei 7,8 l/100km – dann ist mein Stromer schon deutlich besser. Zumindest auf die Werte laut WLTP bezogen, denn da hatte der Verbrenner über 30% mehr im Winter und im Sommer auch schon über 10% mehr.

Und was heißt das für mich? Sollte ich im Winter längere Strecken in einem Stück fahren, dann plane ich alle 250 km einen Ladestopp ein, nicht wie sonst alle 350 km. Manchmal etwas lästig, aber nicht dramatisch. Denn wenn ich ehrlich bin: Wie oft kommt das wirklich vor?

Details

  • Datum: 21 Oktober, 2022

NEWSLETTER