Nachdem meine Schwester nun ein vollgeladenes Auto hatte, habe ich sie in den Urlaub verabschiedet, und ihr meine Lade-Karte mitgegeben. Nur zur Sicherheit. Und dann habe ich von einem Rastplatz ein Foto bekommen. Vom Ausblick auf den See, den sie da sehen. Und die Nachricht, dass das Auto brav gefahren ist und jetzt auch eine Pause bekommen hat. An der Ladesäule versteht sich.

Am Tag darauf fahre ich in die andere Richtung. Nicht ganz so weit wie meine Schwester. Beruflich ins Außerfern. Eigentlich wollte ich bei der kurvenreichen Bergstrecke den Elektromotor testen. Allerdings war Kolonnenverkehr. Auch egal, dann eben gemütlich.

Beim Zurückfahren ist mir dann die Idee gekommen, dass ich mit meinem Auto ja auch noch nie getankt, sorry, geladen habe. Und am Hinweg hatte ich einen Schnelllader gesehen, der bei meiner Ladekarte als Premiumpartner dabei ist. Also wenn einer frei ist, fahre ich hin, beschließe ich.

Vier Schnellladestationen gibt es dort. Sie sehen wie futuristische Zapfsäulen von Verbrennern aus. Quasi am Nebenparkplatz einer großen, sehr stark frequentierten Tankstelle. Und einem Restaurant – das genau heute Ruhetag hat.

Was ich an den Schnellladern noch immer nicht ganz verstanden habe: Warum sind die eigentlich nie überdacht? Jede noch so kleine unbedeutende automatische Zapfsäule für Verbrenner ist überdacht, aber die Ladestationen nicht. Lädt man bei Regen dann einfach nicht? Und ist das System so sicher, dass man auch mit regennassen Händen das Ladekabel angreifen und anstecken kann?

Ich bin zwar jetzt von meiner eigentlichen Geschichte abgekommen, aber nur so viel: Ja, das System ist so sicher. Denn solange das Auto nicht mit der Ladestation kommuniziert und zum Laden bereit ist, kommt auch kein Strom aus dem Kabel. Das ist also noch viel sicherer als die Zapfsäulen. Und die sind vermutlich auch deshalb überdacht, damit der daneben geronnene Treibstoff nicht sofort mit dem Regenwasser überall hin gespült wird und Umweltschäden anrichtet. Das braucht man schlichtweg bei einer Ladestation nicht.

Zurück zu meinem Ladevorgang! Als ich hinkomme, ist es kurz nach Mittag. Die Tankstelle ist stark frequentiert, die Autos stehen trotz mehrerer Spuren Schlange. Nicht so beim Schnelllader. Ich bin der einzige Kunde und habe bis zu meinem nächsten Termin ausreichend Zeit, also nichts überstürzen. Zuerst lesen! Das allermeiste ist nur das Blabla, das jeder überall schon gelesen hat. Allgemeine Geschäftsbedingungen, Sicherheitshinweise, … liest die eigentlich irgendjemand?

Also doch gleich das Handy raus, die App meines Autos starten, auf Laden tippen, QR-Code scannen (diesmal sind die beiden vorhandenen sogar angeschrieben!) und…… ja, es lädt! Hurra!

Jetzt bin ich entspannter und schaue mich um. Als Techniker nämlich. Die Betreiber des Schnellladers haben offenbar gut vorgesorgt. Alle Kabel sind fein säuberlich in einem Betonschacht unterirdisch verlegt, es ist auch noch Platz für zwei weitere Schnelllader. Und die Technik sieht auch sehr professionell aus. Ein zentraler Verteilerschrank, daneben für jeden Schnelllader noch einer. Alles sehr sauber und offenbar gut gewartet. Denn ganz neu scheint er nicht mehr zu sein.

Zwanzig, höchstens fünfundzwanzig Minuten wollte ich bleiben. Falls er dann nicht voll ist, ist es ja egal – ich wollte ja nur probieren. Telefonieren ist gerade ungünstig, ist ja gerade Mittagszeit. Also Mails checken und die dringendsten beantworten. Zwischenzeitlich kommt ein anderer SUV mit niederländischem Kennzeichen. Familie mit drei Kindern. Wie haben die in dem Auto Platz gehabt? Und überhaupt dann noch der große Hund? Aber routiniert wirken sie, wie sie aus dem Auto springen, anstecken und dann schnell mit dem Hund los düsen. So, als wären sie im Stress und müssten gleich wieder weiter.

In Gedanken wieder bei meinen Mails fällt mir auf, dass der Akku bei 96% ist. Bis ich dann ausgestiegen bin und abgesteckt hatte, war ich genau 24 Minuten da. 32 kWh habe ich geladen. Aber wo steht, wie viel ich bezahlt habe?

Das steht auf einer anderen Unterseite meiner App. Gut, dass ich sitze, wie ich das anschaue. Zuerst sehe ich nämlich meine Transaktion nicht, aber die von meiner Schwester vom Tag vorher. 31 kWh für 35,72 Euro. Über 1 Euro für die Kilowattstunde – das kann doch nicht wahr sein, oder? Die Ladung vom Sonntagabend war auch nicht besser – 53 kWh für 59,50 Euro. Da gewöhnt man sich das Schnellladen gleich wieder ab.

Aber noch bevor ich zu hyperventilieren beginne, sehe ich auch meine Transaktion. OK, jetzt muss ich nochmals aussteigen und Luft schnappen. Wie bringe ich das jetzt meiner Schwester bei? Ich hatte für meine 32 kWh nämlich lediglich 9,41 Euro verrechnet bekommen. Also 0,2940 Euro pro Kilowattstunde. So gefällt mir das besser…

Aber wie gehe ich da weiter vor? Welche Schnelllader nehme ich? Und wie finde ich die? Und wenn ich keinen günstigen in der Nähe habe, was mache ich dann?

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  • Datum: 08 Juli, 2022

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