Elektrotechnische Einheiten: Kilowatt versus Kilowattstunde

Für mich als Vollblut-Elektrotechniker ist das eine wahre Belastung. Ja, ich weiß, ich reite gerne auf dem I-Punkt herum, ich kann aber nicht anders.

Und ich muss auch zugeben, dass es nicht ganz einfach zu beschreiben ist. Ein erster Versuch:

Möchte ich eine Arbeit erledigen, dann muss ich eine Leistung über eine bestimmte Zeit erbringen. Wenn ich nur die halbe Zeit für dieselbe Arbeit habe, dann muss ich eben eine höhere Leistung erbringen.

Nein, das ist zu holprig – und wer versteht das jetzt? Es weiß ja auch noch niemand, worum es geht und wozu man das dann überhaupt benötigt.

Kurzer Ausflug in die Physik: Watt ist die Einheit für Leistung, 1.000 Watt entspricht einem Kilowatt. Die Einheit für Arbeit ist Joule, in der Elektrotechnik verwendet man jedoch meist Wattsekunde, was den Zusammenhang mit der Leistung auch sofort deutlich macht: 1 Watt Leistung, erbracht über 1 Sekunde, ergibt 1 Wattsekunde.

Für viele ist im Zusammenhang mit Strom allerdings die Kilowattstunde noch geläufiger – ganz einfach deshalb, weil die Kilowattstunde auch auf der Stromrechnung steht. 1 Kilowatt Leistung, erbracht über 1 Stunde, ergibt 1 Kilowattstunde. Wer jetzt schnell im Mitrechnen war, kann sich die Kilowattstunde auch gleich in Wattsekunden umrechnen: 1 Kilowattstunde sind 3.600 Wattsekunden.

Warum mir das so wichtig erscheint, habe ich eigentlich schon gespoilert: die Stromrechnung. Der Stromversorger verrechnet uns nämlich Kilowattstunden – keine Kilowatt.

Ich versuche noch einen bildlicheren Vergleich: Will ich eine Badewanne mit Wasser füllen und drehe den Wasserhahn voll auf, so dauert es eine bestimmte Zeit, bis die Wanne voll ist. Wenn ich den Wasserhahn nur halb aufdrehe, dauert es doppelt so lange. Und wenn ich mir von der Feuerwehr einen C-Schlauch ausleihe, wird die Badewanne wohl sehr schnell voll sein. In diesem Bild entspricht das Aufdrehen des Wasserhahns der Leistung – also den Kilowatt. Das Wasser in der Badewanne, also wie voll die Badewanne ist, entspricht der Arbeit – also den Kilowattstunden. Der Wasserversorger verrechnet uns das Wasser, das in der Badewanne gelandet ist – ihm ist egal, wie weit wir den Wasserhahn aufgedreht haben.

Und wenn wir uns in der Badewanne entspannt haben, können wir uns auch noch Gedanken darüber machen, was man mit so einer Kilowattstunde denn anfangen kann…