Arbeit bildlich
Früher war Energie im Verhältnis viel teurer. Viele können sich vielleicht noch an Eltern oder Großeltern erinnern, die gemahnt haben: Licht abdrehen, Türe zu und so weiter. Dadurch, dass Energie um so vieles billiger geworden ist, sind uns diese Tugenden häufig abhandengekommen – und mit den Tugenden auch das Gefühl für Energie. Hier ein Versuch der Einordnung.
Als erstes fällt mir immer ein Vergleich ein, den mein Papa aus seiner Schulzeit zu berichten pflegt: Eine Wattsekunde (Ws) ist jene Energie, die man benötigt, um ein Streichholz zu entfachen. Bei meiner Recherche zu diesem Thema bin ich nur auf Wikipedia fündig geworden: Dort ist für die modernen Sicherheitsstreichhölzer eine erforderliche Reibungsenergie von 58 Joule angeführt – Joule ist nur eine andere Einheit für die Arbeit und entspricht der Wattsekunde.
Also versuchen wir ein paar „echte“ Vergleiche:
Um 1 Liter Wasser zum Kochen zu bringen, benötigt ein Wasserkocher mit 2.000 W ca. 3 Minuten. Das entspricht damit 0,1 kWh. Auf einem Standard-Kochfeld benötigt man dafür ca. 50% mehr an Energie – daher ist der Wasserkocher deutlich die bessere Wahl. Am Induktions-Kochfeld sind es nur ca. 10% mehr an Energieverbrauch.
Ein Müsliriegel hat laut meiner Recherche einen Energiegehalt von ca. 400 Kilokalorien, das entspricht etwa 1.700 Kilo-Joule (oder Kilo-Wattsekunden) und damit ca. 0,47 Kilowattstunden.
Mein alter Diesel-SUV hatte einen Durchschnittsverbrauch von ca. 6,5 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Den Energieinhalt von Diesel kann man in Kilowattstunden umrechnen – dann brauchte der damals ca. 63,7 kWh. Ist das viel? Verglichen mit einem Elektroauto schon: Mein jetziger Elektro-SUV, der nicht unbedingt als sparsam bekannt ist, braucht im Winter ca. 23 kWh für 100 Kilometer. Im Sommer bin ich meist deutlich unter 20 kWh pro 100 Kilometer.
Energie richtig einschätzen zu können ist die Grundvoraussetzung, um bei Stammtischdiskussionen mitreden zu können. Sehr häufig kann man damit auch ganz viele Behauptungen widerlegen und ist weniger anfällig für Fake-News auf diesem Gebiet.
Aber auch zum Beispiel um Energie im Haushalt zu sparen, ist es notwendig, die Energiefresser zu kennen. Wer nach den Energiefressern gefragt wird, der wird vermutlich sehr häufig an die Heizung denken, aber auch Waschmaschine und Trockner fallen einem sehr schnell ein.
Waschmaschine und Trockner haben einen hohen Anschlusswert – so bezeichnet man die maximale Leistung, die ein Gerät aus dem Stromnetz beziehen kann. Aufmerksame Leser meines Blogs wissen aber, für die Stromrechnung ist nicht die Leistung entscheidend, sondern viel mehr die Arbeit (=Energie), weil diese vom Energieversorger in Form von Kilowattstunden verrechnet wird. Eine Waschmaschine benötigt am meisten Energie zum Aufheizen des Wassers. Dazu wird für eine bestimmte Zeit die Heizung aktiviert, welche in der Regel die höchste Leistung des Gerätes besitzt.
Je nachdem wie lange das dauert, muss die Waschmaschine also mehr oder weniger Arbeit verrichten – also Energie einsetzen. Und es hängt von der Temperatur ab, welche die Waschmaschine erreichen muss. Die Entscheidung, ob eine Wäsche bei 40° C oder bei 60° C gewaschen wird, hat somit einen wesentlichen Einfluss auf die benötigte Energie.
Ein etwas versteckter „Stromfresser“ ist der Geschirrspüler. Nach meinen Erkenntnissen benötigt er bei einem Durchlauf meist deutlich mehr als Waschmaschine und Trockner zusammen – wenn diese entsprechend sparsam betrieben werden.
Und natürlich gibt es noch deutlich mehr Stromfresser, die unerkannt bleiben. Bleibt zum Beispiel eine TV-Box immer am Laufen, auch wenn das TV-Gerät selbst ausgeschaltet wird, kommt da ganz schön was zusammen: Die Geräte benötigen häufig um die 10 W im Betrieb – das ist erstmal nicht viel. Wenn ich davon ausgehe, dass 4 Stunden am Tag ferngesehen wird, bleiben noch 20 Stunden, in denen die TV-Box ungenutzt läuft. 10 Watt x 20 Stunden x 365 Tage ergibt 73 Kilowattstunden. Bei 25 Cent pro Kilowattstunden sind wir schon bei 18,25 Euro, die jährlich beim Fenster hinaus geworfen werden.
Also vielleicht gehst du jetzt gleich selbst in der Wohnung schauen, was du dort noch für Stromfresser findest…